15. – 18. Jahrhundert

Beginn und Etablierung des Schützenwesens in Hitdorf

Bezogen auf den Beginn des Schützenwesens in Hitdorf berufen wir uns auf die Überlieferung auf ein zwischenzeitlich wohl verlorengegangenes Dokument aus dem Jahr 1428, indem beschrieben worden sein soll, dass bereits vor dem Jahr 1400 eine Schützenbruderschaft mit Schützenbrüdern aus Hitdorf, Reusrath und Rheindorf in der Pfarre St. Aldegundis zu Rheindorf aktiv gewesen sein soll.

Die Plausibilität dieser Überlieferung leiten wir aus den folgenden Eckpunkten ab:

1.     Hitdorf, dessen Namen über die Jahrhunderte in verschiedenen Schreibweisen vorkommt, wurde in Schriftquellen erstmalig 1151 erwähnt. Die Pfarre (Kirchspiel) St. Aldegundis zu Rheindorf bestand gemäß einer Urkunde aus dem Jahr 1281 aus den Siedlungen (Honschaften) Hitdorf, Reusrath und Rheindorf.

2.     Das Schützenwesen hat seinen Ursprung im 13. Jahrhundert. Die Notwendigkeit des Selbstschutzes der Bevölkerung vor dem Raubrittertum, so auch im Rheinland, führte zur Bildung von Schützengilden und -bruderschaften. Dem aus dem benachbarten Monheim stammenden Winrich von Kniprode, der von 1351 bis 1384 Hochmeister des Deutschen Ritterordens war, wird zugeschrieben, dass er durch die Etablierung von Schützenfesten das Schützenwesen maßgeblich beförderte. Während des in den Siedlungen und Dörfern stattfindenden Schützenfestes wurde ein Holzvogel auf einer Stange befestigt, der von den Teilnehmern des Wettbewerbes um die Würde des Schützenkönigs mit Pfeilen aus der Armbrust beschossen wurde. Derjenige, der den letzten Rest des Holzvogels von der Stange schoss, erhielt als äußeres Zeichen seiner gesellschaftlich hoch respektierten Würde die Königskette, wurde während seiner Regentschaft im Range eines Ratsmitgliedes geführt und von seiner Steuerlast befreit. Um für diesen Wettbewerb gerüstet zu sein, bedurfte es für die Teilnehmer regelmäßiger Übung, die auch im Fall des Falles dem Selbstschutz der Bevölkerung zu Gute kam. Das Üben der Treffsicherheit erfolgte in Gemeinschaften, die im Zeitablauf mit eben den Begriffen Schützengilde oder -bruderschaft bezeichnet werden. Zur ergänzenden Erläuterung der Begrifflichkeiten sei hier erwähnt, dass sich Schützenvereine erst im frühen 19. Jahrhundert in Folge der Französischen Revolution bildeten. Sie haben grundsätzlich eher weltlichen Charakter und verfolgen als Hauptzweck die Ausübung des Schießsportes

3.     Benachbarte Schützenbruderschaften führen beispielsweise folgende Gründungsjahre in ihren Namen: Monheim (1350), Schlebusch (1418), Lützenkirchen (1423) und Wiesdorf (1453).

4.     Durch den als Nächstenliebe verstandenen Schutz der Bevölkerung haben Schützenbruderschaften schon im Zeitalter ihrer Entstehung eine christliche Wurzel, die durch das karikative Wirken, den gemeinsamen Besuch des Gottesdienstes und die „familiäre“ Geselligkeit der Mitglieder ergänzt wird.

5.     Die Mitglieder der Schützenbruderschaften waren Mitglieder der Katholischen Kirche und die Schützenbruderschaft fester Bestandteil am Ort der jeweiligen Pfarre.

Das älteste noch existierende Protokoll der Schützenbruderschaft in Rheindorf mit Mitgliedern aus Hitdorf, Reusrath und Rheindorf trägt das Datum 12, August 1664. Es enthält eine Bruderschaftsordnung (Satzung), in der der Ablauf des Schützenfestes detailliert beschrieben wird. In einem weiteren Protokoll vom 6. August 1751 wird als Hauptzweck der Schützenbruderschaft „die Beförderung der Ehre Gottes und christlicher Liebe, wie es vor ihnen fromme Voreltern taten, als in den 1660iger Jahren in hiesiger Gegend die Pest grassierte“, genannt.

Im 18. Jahrhundert stammten mindestens fünf Schützenkönige der gemeinsamen Schützenbruderschaft aus Hitdorf. Der jeweilige Schützenkönig stiftete am Ende seiner Amtszeit der Bruderschaft eine aus Silber gefertigte Plakette mit seinem Namen und Daten.

Im Jahr 1751 wurden 17 Königsplaketten verkauft, um einen finanziellen Engpass aufzulösen.

Die Auswirkungen der Französischen Revolution (1789-1799) auf das Rheinland, führten zum Erliegen der Aktivitäten der Schützenbruderschaft bis zum Jahr 1805.

 

Quellen:

Theo Reintges: Ursprung und Wesen der spätmittelalterlichen Schützengilden, Ludwig Röhrscheid Verlag, Bonn 1963

Fritz Hinrichs: Hitdorf Chronik eines bergischen Hafens, Druck: Dr. Friedrich Middelhaufe GmbH, Opladen 1957

Leverkusen – Geschichte einer Stadt am Rhein, KulturStadtLev – Stadtarchiv (Hg), Verlag für Regionalgeschichte, 2005

Archiv St. Sebastianus Schützenbruderschaft Hitdorf 1428 e.V.

Abbildung der ältesten im Besitz der Schützenbruderschaft Hitdorf befindlichen Plakette des Königspaares Johannes Brembs und Anna Schomechers aus dem Jahr 1719. Die Abbildung des Ankers auf der Vorderseite der Plakette weist auf die von der Familie Brembs betriebene Marktschifffahrt und die in ihrem Besitz befindliche und wahrscheinlich vererbliche Konzession des Kölner Stadtrates zum Betrieb eines „Meßschiffes“ hin, das während der Frankfurter Frühjahrs- und Herbstmesse Messbesucher zwischen Hitdorf und Frankfurt beförderte.

Quellen:

Fritz Hinrichs: Hitdorf Chronik eines bergischen Hafens, Druck: Dr. Friedrich Middelhaufe GmbH, Opladen 1957

Leverkusen – Geschichte einer Stadt am Rhein, KulturStadtLev – Stadtarchiv (Hg), Verlag für Regionalgeschichte, 2005

Archiv St. Sebastianus Schützenbruderschaft Hitdorf 1428 e.V.